Aussagen wie „Print hat keine Relevanz als eigenständiger Kanal mehr.“ oder „Wir investieren jetzt nur noch in unsere digitale Kommunikation.“ hören wir in leicht abgewandelter Form immer wieder in Gesprächen. Die Aussage können wir zu 100% unterstreichen.
Was ist digitale Kommunikation?
Digitale Kommunikation fasst mehrere Themen zusammen. Neben einer Art zu kommunizieren, dem digitalen Weg über Social Media, Webseiten, Onlineshops, Newsletter, SMS, Videos, etc. verbinden wir mit digitaler Kommunikation auch ein hohes Maß an Individualisierung, Geschwindigkeit und Fokussierung auf den richtigen Kontext.
Wofür steht Print?
Auch mit dem Begriff Print werden verschiedene Themen verbunden. Auf der einen Seite ist der Begriff (fast) untrennbar mit dem Medium Papier verbunden, auf der anderen Seite werden schon heute viele Inhalte, die wir unter normalen Umständen in der Hand halten würden als digitales Dokument aufbereitet. Viele Inhalte finden sich so nicht nur als gedruckte Unterlage, sondern auch in digitaler Form als PDF, Blätterkatalog oder interaktive Integration wieder.
Ist Print dann nicht ein Teil der digitalen Kommunikation?
Ja! Print muss als Teil der digitalen Kommunikation verstanden werden. Um langfristig nicht nur effizient sondern auch erfolgreich zu sein, muss ein Unternehmen in der Kommunikation alle relevanten Touchpoints bespielen. Um dies zu veranschaulichen haben wir mit unserer Touchpoint Travelmap dargestellt wie viele relevante, haptische Touchpoints es gibt.
Allerdings müssen sich alle Touchpoints den Gesetzmäßigkeiten der digitalen Kommunikation unterordnen und somit immer individuell, aktuell und kontextbasiert sein.
Muss ich dann noch Drucken?
In der Tat ist das eine spannende Frage. Wenn ich ein Dokument nach allen Regeln der Kunst fertig gestellt (gefinished) habe und es in meinen anderen Kanälen erfolgreich nutze, muss ich das dann noch drucken. Das Medium „Papier“ hat mit seiner Haptik, Emotionalität und Verbindlichkeit noch immer eine einzigartige Wirkung und ist perfekt dafür geeignet die digitale Kommunikation durch nachhaltige Kontrapunkte zu ergänzen.
Und dann ist da noch die Verbindlichkeit
Informationen sind ein flüchtiges Gut. Wir können uns heute nicht darauf verlassen, dass wir die gleiche Information die wir über einen digitalen Kanal ‚Just-in-Time‘ beziehen im nächsten Moment noch verfügbar ist. Das fängt bei der Lieblingsserie im Stream an und hört bei der Nachricht im Onlineportal auf, auf die Flüchtigkeit von Informationen in sozialen Medien wollen wir nicht weiter eingehen.
Dieser Effekt sorgt für den neuen Wunsch nach Verbindlichkeit. Eine Information die ich als PDF oder auf Papier besitze, wird sich nicht ändern. Eine Umfrage bei Konsumenten in den USA zeigte so im letzten Jahr, dass 56% am ehesten den gedruckten Informationen vertrauen.
Also ist Print nicht tot?
Druckereien schließen ihre Tore und Print Titel werden eingestellt – eines der letzten prominenten Beispiele war sicherlich das Playboy Magazin in seiner US Ausgabe. Das vermittelt einer breiten Öffentlichkeit den Eindruck, dass Print tot ist. Wir beobachten über die verschiedenen Länder einen anderen Trend. Die gute Nachricht ist, dass das weltweite Druckvolumen je nach Lesart auf einem hohen Niveau stagniert oder leicht rückläufig ist. Allerdings werden die Auflagen immer kleiner, was zu einer Verschiebung des Marktes führt wie man am stetig wachsenden Digital Druck sieht.
Gleichzeitig steigt die Bedeutung des Verpackungsdrucks auf allen Ebenen. Die Verpackung als stiller Verkäufer gewinnt immer mehr an Relevanz.
Der individuelle Kommunikationsmix ist entscheidend
Mögest du in interessanten Zeiten leben – ist ein Sprichwort, das seit Kennedy als ein Fluch der Chinesischen Sprache zugeschrieben wird. Lange war dieser Ausspruch nicht mehr so aktuell wie heute. Seit Jahren sprechen wir über Omni-Channel und welche Rolle Print & Publishing im Kommunikationsmix spielen.
Die aktuelle Krise beschleunigt nicht nur die Digitalisierung der deutschen Wirtschaft in ungeahntem Ausmaß. Auch die Menge an Informationen und Handlungsmöglichkeiten steigt von Tag zu Tag und macht die Entscheidung über den Weg vorwärts immer schwieriger.
Umso wichtiger ist daher die Prüfung der Möglichkeiten, die eine Integration des Printkanals in die digitale Kommunikation bietet.
Horst Huber